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Hilfe bei Allergien: Ursachen, Tests & Behandlung

Allergien gehören zu den häufigsten chronischen Erkrankungen. Allein in Deutschland ist etwa jede vierte Person betroffen – Tendenz steigend. Vielleicht zählen auch Sie dazu? Die Beschwerden reichen von leichtem Niesen bis hin zu schweren, lebensbedrohlichen Reaktionen.

Ob Tierhaare, Hausstaub, bestimmte Nahrungsmittel oder Insektengift – für Allergiker können selbst harmlose Umwelteinflüsse zur Belastung werden. Doch wie entstehen eigentlich Allergien? Was geschieht im Körper? Welche Diagnosemöglichkeiten gibt es – und was können Sie im Alltag tun, um besser mit Ihrer Allergie zu leben?

Allergien einfach erklärt: Wenn das Immunsystem überreagiert

Eine Allergie ist eine Überreaktion des Immunsystems auf eigentlich harmlose Substanzen, sogenannte Allergene. Dabei stuft Ihr Körper diese Stoffe fälschlicherweise als gefährlich ein und reagiert mit Entzündungen und anderen Symptomen.

Häufige Auslöser:

  • Pollen (z. B. von Bäumen, Gräsern)
  • Tierhaare und Hautschuppen
  • Hausstaubmilben
  • Schimmelpilze
  • Lebensmittel (z. B. Nüsse, Eier, Fisch)
  • Insektengift
  • Medikamente

Allergie, Intoleranz oder Kreuzallergie?

  • Allergie: Eine echte Immunreaktion. Das Immunsystem bildet Antikörper gegen einen bestimmten Stoff, was zu typischen Beschwerden führt (z. B. Hautausschlag, Atemnot).
  • Intoleranz: Keine Immunreaktion. Hier fehlt dem Körper z. B. ein Enzym zur Verdauung (wie bei Laktoseintoleranz). Die Beschwerden betreffen meist den Magen-Darm-Trakt.
  • Kreuzallergie: Eine Sonderform der Allergie. Wenn Sie z. B. auf Birkenpollen allergisch sind, können Sie auch auf rohe Äpfel oder Haselnüsse reagieren – weil deren Eiweißstruktur der von Pollen ähnelt.

Warum entstehen Allergien? Ursachen & Risikofaktoren

Die Entstehung einer Allergie ist ein Zusammenspiel aus Veranlagung und Umweltfaktoren. Vielleicht fragen Sie sich, warum Ihr Körper so auf bestimmte Stoffe reagiert, obwohl andere Menschen keinerlei Beschwerden haben?

Mögliche Ursachen:

  • Vererbung: Wenn beide Elternteile Allergiker sind, liegt Ihr Risiko deutlich höher.
  • Umweltbelastungen: Luftverschmutzung und ein Leben in Städten scheinen allergiefördernd zu wirken.
  • Hygienehypothese: Wächst ein Kind in einer sehr sterilen Umgebung auf, lernt das Immunsystem weniger „richtige“ Feinde kennen und reagiert dann schneller auf harmlose Stoffe.
  • Mikrobiom: Ihre Darmflora spielt eine wichtige Rolle für die Immunbalance. Eine gestörte Darmbesiedlung, z. B. durch Kaiserschnitt oder häufige Antibiotikagabe, kann das Risiko erhöhen.

Es ist wichtig zu betonen, dass die genauen Ursachen von Allergien noch nicht vollständig erforscht sind und oft eine Kombination verschiedener Faktoren eine Rolle spielt.

Allergische Reaktionen im Körper: So laufen sie ab

Wenn Sie zum ersten Mal mit einem Allergen in Kontakt kommen, „merkt“ sich Ihr Immunsystem den Eindringling. Das nennt man Sensibilisierung. Kommt es später erneut zum Kontakt, reagiert Ihr Körper mit einer allergischen Reaktion.

Der Ablauf im Überblick:

  1. Erstkontakt mit Allergen: Keine Symptome, aber Bildung von Antikörpern
  2. Zweitkontakt: Aktivierung spezieller Immunzellen
  3. Ausschüttung von Histamin und anderen Botenstoffen
  4. Symptome: Je nach Organ unterschiedlich

Häufige Beschwerden:

  • Haut: Rötung, Juckreiz, Ekzeme
  • Atemwege: Niesen, Husten, Atemnot, allergischer Schnupfen
  • Verdauung: Übelkeit, Durchfall, Bauchkrämpfe
  • Kreislauf: Im schlimmsten Fall eine Anaphylaxie, also eine lebensbedrohliche Ganzkörperreaktion

Je nach Auslöser und Reaktionstyp kann die Allergie lokal (z. B. nur in den Atemwegen) oder systemisch (ganzer Körper) verlaufen.

Wie wird eine Allergie festgestellt? Diagnoseverfahren im Überblick

Haben Sie wiederkehrende Beschwerden und vermuten eine Allergie? Dann sollten Sie einen Allergologen oder Ihre hausärztliche Praxis aufsuchen. Nur durch eine gezielte Diagnose lassen sich Auslöser sicher erkennen und vermeiden.

Gängige Diagnoseverfahren:

  • Anamnese: Ihr Arzt oder ihre Ärztin fragt nach Symptomen, zeitlichem Auftreten und möglichen Auslösern.
  • Hauttests:
    • Pricktest: Tröpfchenweises Auftragen von Allergenlösungen auf die Haut. Anschließend wird mit einer speziellen Nadel oberflächlich durch die Tropfen in die Haut gepiekt, damit eine Reaktion mit der Allergielösung stattfinden kann.
    • Intrakutantest: Injektion unter die Haut – zuverlässiger, aber risikobehafteter
  • Bluttest: Nachweis von spezifischem IgE-Antikörper im Blut
  • Provokationstest: Sie werden gezielt mit einem Allergen konfrontiert. Ein Provokationstest sollte ausschließlich unter ärztlicher Aufsicht erfolgen!

Ein Symptomtagebuch hilft dabei, die Reaktionen im Alltag zu dokumentieren und Zusammenhänge zu erkennen.

Was tun bei Allergie? Tipps für den Alltag

Wenn Sie wissen, worauf Sie allergisch reagieren, können Sie aktiv gegensteuern. Ziel ist es, den Kontakt mit Auslösern so weit wie möglich zu vermeiden.

Praktische Alltagstipps:

  • Auslöser meiden: z. B. bestimmte Lebensmittel, Tiere oder Räume mit starker Staubbelastung
  • Raumhygiene verbessern: Luftfilter, milbendichte Matratzenbezüge, regelmäßiges Staubsaugen mit HEPA-Filter
  • Digitale Hilfe nutzen: Pollenflug-Apps, Erinnerungstools für Medikamente
  • Tagebuch führen: Halten Sie fest, wann und wie Symptome auftreten
  • Notfallvorsorge:
    • Bei Insektengift- oder Lebensmittelallergien: Adrenalin-Pen griffbereit haben
    • Informieren Sie Ihr Umfeld über Ihre Allergie

Wann sollten Sie mit einer Allergie ärztlichen Rat aufsuchen

Auch leichte Beschwerden können Hinweise auf eine ernstzunehmende Allergie sein. Sie sollten ärztlichen Rat einholen, wenn:

  • Ihre Symptome wiederkehrend oder sehr stark sind
  • Sie unter allergischem Asthma oder Atemnot leiden
  • Sie Reaktionen nach dem Verzehr bestimmter Lebensmittel oder Medikamenteneinnahme bemerken
  • Ihr Kind regelmäßig Ausschlag, Husten oder Durchfall hat
  • Sie bereits eine anaphylaktische Reaktion hatten – hier ist eine Notfallvorsorge entscheidend

Je früher eine Allergie erkannt wird, desto besser lässt sie sich behandeln.
Das neue Atopiescreening, das im Rahmen des Vorsorgeprogramms STARKE KIDS by BKK angeboten wird, hilft, Risiken bei Babys, Kindern und Jugendlichen frühzeitig zu erkennen und gegenzusteuern, bevor Beschwerden entstehen. Die Teilnahme ist für BKK-Versicherte, welche an STARKE KIDS by BKK teilnehmen, kostenlos. Voraussetzung ist, dass die Kinder- und Jugendarztpraxis zur Durchführung des Screenings die App „meine pädiatrische Praxis“ nutzt. 

Mehr zu den Screeningangeboten:

Behandlung von Allergien: Medikamente und Immuntherapie

Allergien lassen sich gut behandeln – wenn auch nicht immer heilen. Ziel der Therapie ist es, Ihre Lebensqualität zu verbessern und schwere Reaktionen zu verhindern.

Typische Medikamente:

  • Antihistaminika: Lindern Juckreiz, Niesen und Hautreaktionen
  • Kortikosteroide: Bei stärkeren Symptomen, z. B. als Nasenspray oder Salbe
  • Mastzellstabilisatoren: Vorbeugend bei leichten Beschwerden

Immuntherapie (Hyposensibilisierung):

Bei bestimmten Allergien (z. B. Insektengift, Pollen, Milben) ist eine langfristige spezifische Immuntherapie möglich. Dabei erhalten Sie über Monate oder Jahre geringe Dosen des Allergens, um den Körper daran zu gewöhnen.

Wichtig: Nehmen Sie Medikamente nur nach ärztlicher Anweisung ein. Selbstmedikation ohne klare Diagnose kann gefährlich sein.

Weiterführende Informationen und Links für Allergie-Betroffene

Verlässliche Quellen helfen Ihnen, sich weiter zu informieren und passende Unterstützung zu finden:

Beschwerden reduzieren, Lebensqualität erhalten

Wenn Sie die Ursachen Ihrer Allergie kennen und gezielt behandeln lassen, können Sie Beschwerden deutlich reduzieren. Beobachten Sie Ihre Symptome, vermeiden Sie Auslöser und holen Sie sich rechtzeitig ärztliche Unterstützung. So behalten Sie Ihre Lebensqualität trotz Allergie.